Viele Treasurer halten Zentralisierung für eine Allzweckwaffe, die allerdings noch nicht flächendeckend umgesetzt wurde. Die Digitalisierung leistet hierbei einen wichtigen Beitrag zur Überwindung von finanziellen, operativen und psychologischen Barrieren auf dem Weg zur Zentralisierung.
Obwohl die unterschiedlichsten Unternehmen von den Vorteilen der Zentralisierung – wie z.B. Skaleneffekten, konzernweitem Cash-Management, verbesserter Entscheidungsfindung, Risikominimierung und Optimierung des Working Capitals – profitieren, ist Zentralisierung kein Allheilmittel.
Treasury-Funktionen sind selten einfach “zentralisiert” oder “dezentralisiert” – in der Realität gibt es viele verschiedene Abstufungen, die von zahlreichen Faktoren beeinflusst werden. Dazu gehören beispielsweise Größe und Branche des Unternehmens, die geografische Ausbreitung und die Art der Zahlungsströme.
Daher lässt sich das, was in einem Unternehmen funktioniert, nicht einfach auf ein anderes Unternehmen übertragen. Neben den bekannten Vorteilen der Zentralisierung sollten auch die zahlreichen damit einhergehenden Herausforderungen beachtet werden.
Die größten Hürden
Der Einstieg in das Inhouse-Banking und die Etablierung interner Strukturen gehören zu den größten Hürden für Unternehmen, die eine Zentralisierung ihrer Finanzen anstreben. Oft sind schon die Kosten für die Inhouse Banking-Software ein abschreckender Faktor.
Auch Management- und Personalaspekte müssen berücksichtigt werden. So können lokale Business Units die Zentralisierung beispielsweise als Verlust von Verantwortlichkeiten wahrnehmen, was zu sinkender Motivation oder gar fehlender Zusammenarbeit auf lokaler Ebene führen kann. Darüber hinaus ist es möglich, dass regionale Expertise in den Bereichen Banking, Steuern und Recht im Zuge des Zentralisierungsprozesses verloren geht – besonders dann, wenn die Anzahl der Mitarbeiterverringert wird.
Versteckte Fallstricke
Auch die Auswirkungen der Zentralisierung auf das Management von Informationen sollte nicht unterschätzt werden. So erfordert beispielsweise das Zentralisieren von Forderungen detailliertere Informationen zu Zahlungseingängen, da sämtliche Zahlungen aus verschiedensten Unternehmensbereichen auf einem einzigen Konto eingehen.
Darüber hinaus können auch in einer stark zentralisierten Treasury-Abteilung nach wie vor komplexe Kontenstrukturen und unflexible Reporting-Prozesse existieren. In einem solchen Fall bleiben Zahlungs- und Datenanalysen zeitaufwändig. Echtzeittransparenz ist oft auch dann schwer zu erreichen, wenn die Prozesse zentralisiert sind.
Angesichts der Tatsache, dass SEPA kein Patentrezept für die Zentralisierung von Finanzen liefert und für viele Unternehmen nach wie vor Abstimmungsschwierigkeiten, Unwirtschaftlichkeit und erhöhten Kosten mit sich bringt, überrascht es nicht, dass diese einen besseren, günstigeren und effizienteren Weg zur Zentralisierung suchen.
Digitale Zentralisierung – Virtual Cash Management
Der Vorteil des digitalen Zeitalters ist, dass die Technologie ein enormer Treiber der Zentralisierung sein kann – indem sie Kosten, logistische und sogar psychologische Hürden, mit denen Firmen in der Vergangenheit konfrontiert waren, abbaut. Das ist deshalb so, weil digitale Technologien ortsunabhängig sind und Informationen an einem zentralen Ort zusammenführen können – und zwar ohne die herkömmlichen Einschränkungen lokaler oder zentralisierter Verfahren.
Darüber hinaus macht “virtuelle” Zentralisierung eine einfache Anpassung des Zentralisierungsmodells an die Bedürfnisse von wachsenden Organisationen möglich. Die richtige Technologie ermöglicht es Unternehmen, nicht auf einmal, sondern in ihrem eigenen Tempo und damit deutlich stressfreier zu zentralisieren.
Das genau ist die Idee hinter dem virtuellen Cash-Management der ING. Durch die Kombination von grenzüberschreitenden virtuellen Bankkonten mit einem hoch entwickelten, bankübergreifenden Cash-Management-Dashboard unterstützt die ING-Lösung eine schrittweise Zentralisierung. Die Prozesse innerhalb einer bestehenden Struktur werden nach und nach automatisiert – unabhängig davon, an welchem Punkt zwischen “voll dezentralisiert” und “voll zentralisiert” das Unternehmen sich befindet.
Die Lösung ermöglicht es jedem Unternehmen, seine Bankkonten zu rationalisieren, standortübergreifende Geldmittel zu zentralisieren und die Geldmitteltransparenz zu verbessern – unabhängig von seiner Finanz-IT-Infrastruktur. Mehr noch, es ermöglicht Treasurern, eine virtuelle Inhouse-Bank mit eigenen Strukturen, erleichtertem Rechnungsabgleich und verbesserter Rechnungslegung zu etablieren, ohne dafür in eine teure Software zu investieren.
Kurz gesagt: Das virtuelle Cash-Management ermöglicht es, sämtliche Vorteile der Zentralisierung mit der individuellen Unternehmensstrategie in Einklang zu bringen, ohne den Informationsverlust zu riskieren, den herkömmliche Zentralisierungsansätze mit sich bringen können.
Der nächste Schritt
Es gibt bereits heute Technologien, die Unternehmen beim nächsten Schritt auf dem Weg zur Zentralisierung unterstützen können. In der heutigen Zeit ist Zentralisierung flexibler als je zuvor. Mit virtuellen Lösungen kann sie auf Ihre individuellen Bedürfnisse, Ressourcen und Zeitpläne zugeschnitten und für jedes Unternehmen realisierbar werden.