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Wholesale Banking

Die erfolgreiche Etablierung eines Green Finance Frameworks war für Volkswagen ein Lernprozess. Dabei hat der Autobauer viele Hürden überwunden.

 

Der Volkswagen Konzern war 2018 der erste Automobilhersteller, der sich zu den Pariser Klimazielen bekannt hat. In dem 2019 implementierten Konzernleitbild „goTOzero“ ist das Ziel verankert, möglichst umweltschonend zu wirtschaften und den Konzern bis 2050 klimaneutral zu machen. Ein Meilenstein dabei ist die CO2-Reduktion bei Produktion und Fahrzeugflotte um 30 Prozent bis 2030 (Vergleichsjahr 2015).

Der Weg zu einem der weltweit führenden Anbieter nachhaltiger Mobilitätslösungen erfordert Investitionen in erheblichem Umfang. Mit der Etablierung eines Green Finance Frameworks hat sich Volkswagen entschlossen, auch in der Finanzierungsstrategie stärker auf nachhaltige Finanzierungsformen wie Green Bonds zu setzen. Gerade für Debüt-Emittenten ist die Emission von Green Bonds mit Herausforderungen verbunden, wie zum Beispiel der zweckgebundenen Erlösverwendung. Hier unterscheiden sich die Anforderungen in einigen Punkten von einer klassischen Bond-Emission.

Hinzu kam ein weiterer Aspekt: Der Automobilsektor im Allgemeinen und Volkswagen im Besonderen stehen seit der Dieselkrise mit Blick auf ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten unter besonderer Beobachtung der Öffentlichkeit. Für das Treasury und den Konzern war deshalb klar, dass das Aufsetzen eines Green Finance Frameworks besonders sorgfältig vorbereitet werden musste.

Dafür wurde auf Bankenseite ein Partner benötigt, der in der Lage war, diese besondere Erwartungshaltung transparent zu machen und zu bedienen. Im Austausch mit den Experten der Bank wurde schnell klar, dass die Etablierung eines Frameworks kein reines Finanz-Thema werden würde, sondern breit im Konzern verankert werden sollte. So waren – neben dem Treasury – das Rechnungswesen, das Controlling, die Rechtsabteilung und die Nachhaltigkeitsabteilung eng eingebunden. Die Qualität der Daten wurde nach erfolgreicher Bondemission zudem durch externe Wirtschaftsprüfer validiert.

Verbindlicher Rahmen entwickelt

Dieser breite organisatorische Ansatz korrespondierte mit dem umfassend angelegten Green Finance Framework. Dieses verbindliche Rahmenwerk für künftige grüne Finanzierungen legte Volkswagen im März 2020 vor. Es deckt Finanzierungsformen wie Green Bonds, Green Schuldscheindarlehen, Green Private Placements und Green Loans ab und definiert die Verwendung der Emissionserlöse, die Auswahl und Evaluierung der in Frage kommenden Projekte, die entsprechende Zuordnung der Mittel sowie das Reporting. Die Nachhaltigkeitsagentur Sustainalytics erstellte eine Second Party Opinion und bestätigte damit die Übereinstimmung des Green Finance Frameworks mit den ICMA Green Bond Principles sowie den LMA Green Loan Principles.

Nachdem das Feedback der Investoren auf das Green Finance Framework in mehreren Call-Runden sehr positiv war, erfolgte im September 2020 die erfolgreiche erste Platzierung einer „grünen“ VW-Anleihe mit einem Gesamtwert von zwei Milliarden Euro in zwei Laufzeiten von acht und zwölf Jahren mit Kupons von 0,875 bzw. 1,25 Prozent. Die Erlöse refinanzieren vorab festgelegte E-Mobility-Projekte.

Der Weg dahin war für die Beteiligten ein Lernprozess, bei dem viele Hürden zu überwinden waren, letztendlich aber auch viele wertvolle Erkenntnisse gewonnen wurden. Als hilfreich für eine realistische Einschätzung des Aufwands und der Erwartungen hat sich dabei der externe, kritisch-konstruktive Dialog zwischen Konzern und mandatierter Bank erwiesen.

 

Gastbeitrag von Julian Klar, Volkswagen AG Capital Markets und Kilian Gruen, ING Debt Capital Markets, 05.11.2021, FINANCE Sonderbeilage November/Dezember 2021