„Life in plastic, it’s fantastic”, das wusste schon Barbie. Und tatsächlich ist kaum ein Rohstoff so omnipräsent in unserem Alltag, wie Plastik. Egal ob Verpackungen, Kinderspielzeug oder medizinische Geräte – Plastik ist als leichtes und dennoch robustes und vergleichsweise günstiges Material einfach nicht mehr wegzudenken. Um den Bedarf nach Plastik zu decken, werden jedes Jahr aktuell 430 Mio. Tonnen Kunststoffe weltweit produziert, mit einer positiven Tendenz. So gehen Experten davon aus, dass sich die Kunststoffproduktion bis 2060 verdreifacht, sollten Unternehmen Plastik wie bisher weiter in ihren Produkten verwenden. Von der produzierten Menge zählt rund 2/3 zu dem kurzlebigen Plastik, welches sich schnell zu Müll entwickelt.
Plastik hat jedoch keinen guten Ruf. Es basiert auf fossilen Brennstoffen, es ist schwer zu recyceln und baut sich nur sehr langsam in der Umwelt ab. Es kann sich außerdem negativ auf unsere Gesundheit auswirken: 16.000 Chemikalien wurden in Kunststoffen gefunden, von denen mindestens 4.200 (26 %) eine Gefahr für Gesundheit und/oder Umwelt darstellen. Und jedes Jahr verschlimmert sich das Problem der Plastikverschmutzung weiter, da rund acht Millionen Tonnen Plastikmüll von den Küstenstaaten in die Ozeane entsorgt werden.[1] Wie gehen wir also künftig mit Plastik um, wenn es einerseits eine schlechte Umweltbilanz hat, aber als Material schwer zu ersetzen ist? Unternehmen suchen bereits seit einigen Jahren Wege, auf der einen Seite die Menge von neuem Plastik zu begrenzen und Materialien länger zu verwenden und auf der anderen Seite das Recycling von bereits produziertem Plastik auszuweiten. Ihnen kommt also eine entscheidende Rolle im Kampf gegen Plastikverschmutzung zu, sie stehen aber auch vor enormen, vor allem finanziellen, Herausforderungen.
Erste Regulierungsversuche
Im Alltag kann man bereits beobachten, an welchen Stellen erste Regulierungsversuche zur Vermeidung von Plastikmüll und für mehr Recycling wirken. Plastiktüten im Supermarkt sind beispielsweise nicht mehr kostenlos, Plastikdeckel müssen an Flaschen befestigt werden und bestimmte Einweg-Plastikprodukte wie Strohhalme sind EU-weit verboten. Dies geht auf verschiedene Direktiven der Europäischen Union zurück, die seit 2015 versucht, das Problem mit dem Plastikmüll in Europa einzudämmen. Aber auch asiatische Länder wie China, Indonesien oder die Philippinen oder auch einzelne Staaten in den USA haben Plastiktüten oder Einwegverpackungen bereits verboten.
2022 haben 175 Länder in der UN-Umweltversammlung beschlossen, ein internationales und rechtlich bindendes Abkommen zu verhandeln, um die weltweite Plastikverschmutzung zu beenden. Die Verhandlungen über den Inhalt treten nun in die entscheidende Phase ein und sollen Ende des Jahres zum Ende kommen. Experten sind sich darüber einig, dass die Umstellung der Industrie komplex und weitreichend ist, und dass die Finanzindustrie eine entscheidende Rolle bei der erfolgreichen Umsetzung des Abkommens spielen sollte.
Um die Rolle des Finanzsektors dabei zu definieren, hat das UNEP FI (United Nations environment programme | Finance Initiative) eine Finance Leadership Group gegründet. Die ING war von Anfang an Mitglied und ist auch erster Unterzeichner des sogenannten Finance Statements, das Regierungen dazu aufruft, ein ambitioniertes Abkommen zu verabschieden, damit auch Unternehmen ihre Rolle bei der Bekämpfung von Plastikmüll spielen können. „Für uns als Bank ist es enorm wichtig, von Anfang an dabei zu sein und die Möglichkeit zu haben, uns einzubringen. Nur so können wir sicherstellen, dass wir rechtzeitig zukunftssicher aufgestellt sind und unsere Kunden bestmöglich bei der Umstellung unterstützen können.“, sagt Joost van Dun, Circular Economy Lead Sustainable Finance bei der ING.
(Ungewöhnliche) Kooperationen führen zum Erfolg
Ein Kunde, den die ING bereits seit längerem auf diesem Weg begleitet, ist die BASF. Als eines der größten Chemieunternehmen weltweit entwickelt das Unternehmen Lösungen, mit denen es zu einer Kreislaufwirtschaft beitragen und Materialien wiederverwerten kann. Dabei kann es sich durchaus lohnen, Kooperationen mit innovativen Start-ups einzugehen, die bereits Ideen fürs Recycling entwickelt haben. Seit einigen Jahren kooperiert deshalb BASF mit ARCUS und bezieht von dem Start-Up ein Pyrolyseöl, das aus gemischten Kunststoffabfällen hergestellt wird. Das Öl setzt BASF anschließend als recycelten Rohstoff, ähnlich wie Rohöl, in seiner Produktion ein. Diese innovativen Startups sind dabei, ihre Pilotanalagen in kommerzielle und skalierbare Technologie weiterzuentwickeln, benötigen jedoch die entsprechende Finanzierung. Hier können Banken und andere Investoren helfen. "Umso wichtiger ist es, dass Finanzinstitute sich für die Finanzierung solcher Projekte und Investitionen einsetzen", sagt Christoph Gahn, verantwortlich für chemisches Recycling bei BASF. René Höhnlein, Head of Energy Germany bei der ING, ergänzt, „Das ist unser Anspruch und gleichzeitig Ansporn als Bank, den Unternehmen den nötigen finanziellen Freiraum zu verschaffen, damit sie ihre Projekte umsetzen können. Wenn es um die Kreislaufwirtschaft und die Reduzierung von Plastikmüll geht, betrachten wir als Bank die gesamte Wertschöpfungskette. Jedes Unternehmen kann an unterschiedlichen Stellen einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, Kunststoff effizienter einzusetzen und Abfälle zu vermeiden. Deshalb ergibt es Sinn, diese Art von Kooperation finanziell zu unterstützen.“
Das Thema Plastik zeigt einmal mehr, wie wichtig Zusammenarbeit bei der Erreichung von Klimazielen und mehr Umweltschutz ist. Als Bank will die ING auch künftig ihren Beitrag dazu leisten und gemeinsam mit anderen Unternehmen und Banken vorangehen.
Die Gesellschaft ist auf dem Weg zu einer CO2 neutralen Wirtschaft. Das gilt auch für unsere Firmenkunden und für die ING. Wir finanzieren jede Menge nachhaltiger Aktivitäten aber die nicht nachhaltigen überwiegen noch. Unseren Fortschritt sehen Sie auf ing.com/climate.
[1] Plastic pollution facts and information (nationalgeographic.com)