Kaum ein anderes Thema verbinden wir mehr mit Nachhaltigkeit, als den Lebensmittelsektor. Ob Bio-Lebensmittel, Mülltrennung im Haushalt oder wiederverwendbare Kaffeebecher – viele Gewohnheiten haben wir schon seit einiger Zeit umgestellt. Der Circular Economy Report der ING legt allerdings nahe, dass Verbraucher und die Industrie im Umgang mit Lebensmittelressourcen und nachhaltigem Konsum noch besser werden können.
Die Politik hat in den letzten Jahren schon vorgelegt und einige wichtige Rahmenbedingungen für einen Wandel von der Linear- zur Kreislaufwirtschaft eingeführt. Die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union haben sich beispielsweise darauf geeinigt das 12. Sustainable Development Goal (SDG) der Vereinten Nationen gemeinsam anzustreben und im Zuge dessen bis 2030 die Nahrungsmittelverschwendung pro Kopf in der EU um die Hälfte zu reduzieren. Gleichzeitig ist aber auch die Industrie gefordert: von den weltweit 50 größten Lebensmittelkonzernen haben sich bereits zwei Drittel Nachhaltigkeitsziele im Einklang mit den SDGs gesetzt und über 40 Prozent der Unternehmen haben begonnen die eigene Lebensmittelverschwendung zu messen.
Verbraucher bevorzugen mehr Nachhaltigkeit bei Lebensmitteln
Politik und Unternehmen reagieren an dieser Stelle auf den wachsenden Wunsch der Verbraucher nach einem breiteren Angebot an nachhaltigen Lebensmitteln. 48 Prozent der Konsumenten unter 34 Jahren geben im ING Circular Economy Report an, sie hätten schon mal einen Lebensmittelhersteller boykottiert, weil dieser nicht auf die Einhaltung ökologischer Standards achtet. Neben den ökologischen Auswirkungen von Lebensmitteln wird die Herkunft der Nahrungsmittel außerdem immer wichtiger. 64 Prozent der Konsumenten sagen, dass sie sich eher für lokal produzierte Lebensmittel entscheiden würden, da diese besonders frisch und deshalb qualitativ hochwertiger seien.
Im internationalen Vergleich zeigt sich zudem, dass europäische Verbraucher in Sachen Recycling von Verpackungsmüll vorangehen. 65 Prozent der europäischen Verbraucher trennen regelmäßig ihren Haushaltsmüll, um die Verpackungen zu recyceln. Im asiatisch-pazifischen Raum sind es nur 36 Prozent und in den USA rund 25 Prozent der Konsumenten. Die vergleichsweise strenge europäische Gesetzgebung zur Mülltrennung und -wiederverwertung scheint also nachhaltig das Verhalten der Verbraucher zu beeinflussen und nachhaltigere Lebensweisen zu fördern.
Transparenz schaffen, Infrastruktur vereinfachen, Abläufe optimieren
So gut das alles klingt, es gibt auch in Europa noch an einigen Stellen Nachholbedarf was den verantwortungsvollen Umgang mit Lebensmittelressourcen und nachhaltigen Konsumgewohnheiten angeht. Unter den Top 3 Gründen, warum Verbraucher nicht wiederverwendbare Behälter für ihren Einkauf verwenden, gibt die Mehrheit der Befragten an, dass sie es nicht hygienisch genug findet, dass der gleichbleibende Preis sie abschreckt, und dass es für den Einkauf unpraktisch sei.
Hier können zukünftig große Lebensmittelhersteller und Supermärkte ansetzen, um den Umstieg auf nachhaltige Lebensmittel für Konsumenten zu erleichtern. Sie müssen erstens mehr Transparenz schaffen und den Verbrauchern erklären, woher die Produkte kommen und welche ökologischen Auswirkungen sie haben. Zudem sollten Unternehmen den Zugang zu Modellen der Kreislaufwirtschaft, wie beispielsweise den Einsatz von wiederverwendbaren Behältern beim Einkauf durch eine bessere Infrastruktur vereinfachen. Drittens könnte die Industrie Daten zum Abfallmanagement, der Herkunft von Lebensmitteln und der Produktionseffizienz dazu nutzen, Abläufe zu optimieren und Lebensmittelverschwendung zu reduzieren.
In unserem gesamten Circular Economy Report lesen Sie u.a., wie Lufa Farms, eines der weltweit ersten kommerziellen Dachgewächshäuser in Montreal, den Wusch nach Regionalität, hoher Qualität und einem bequemen Einkaufserlebnis für seine Kunden erfüllt.