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Mehr als die Hälfte des deutschen Energiebedarfs fließt in Wärme zum Heizen oder für die Industrie. Rund 85 Prozent dieser Wärme werden bislang durch fossile Energieträger wie Öl, Gas und Kohle erzeugt[1]. Das soll sich ändern. Neben bekannten Formen erneuerbarer Energieerzeugung wie Windkraft, Solarenergie oder Biomasse rückt zunehmend auch Geothermie in den Fokus.

Geothermie nutzt die Wärme, die unterhalb der Erdoberfläche gespeichert wird und die letztendlich aus dem Erdkern stammt – je tiefer man in das Erdinnere vordringt, desto wärmer wird es. Im Mitteleuropa nimmt die Temperatur pro 100 Meter um ca. 3 Grad zu[2]. Die Umwandlung von Geothermie in Strom und Nutzwärme erfolgt frei von CO2- und Rauchgasemissionen. Ein weiterer Vorteil der Geothermie: sie gilt darüber hinaus als landschaftsschonend, weil der Großteil der benötigten Leitungssysteme unterirdisch verlegt wird und die Oberfläche nach Abschluss der Bohrungen renaturiert oder anderweitig genutzt werden kann. Experten schätzen, dass künftig 50 bis 75 Prozent des Wärmebedarfs hierzulande über Geothermie abgedeckt werden können.[3]

Bei der Nutzung von Geothermie wird zwischen zwei Varianten unterschieden. Zum einen die oberflächennahe Geothermie, bei der die Bohrungen bis zu 400 Meter in die Tiefe gehen[4]. Ihre Nutzung erfolgt durch Wärmepumpen, vor allem in Ein- und Zweifamilienhäusern. Die andere Variante ist die Tiefengeothermie. Mit ihr werden Wärmereservoire in bis zu fünf Kilometern Tiefe erschlossen. Die mir ihr betriebenen Anlagen sind deutlich leistungsfähiger: Sie liefern Wärme für Wärmenetze und versorgen ganze Stadtviertel[5]. Oberflächennahe Geothermie und tiefengeothermische Anlagen ergänzen sich in der Nutzung dieser Technologie. So finden sich die Anlagen bisher vor allem in Norddeutschland, an Rhein und Ruhr, am Oberrheingraben und im Münchner Raum[6].

In Bayern entsteht ein Geothermie-Projekt, das einen neuen Weg geht – und das Potenzial hat, die Art und Weise, wie Geothermie künftig genutzt wird, zu verändern. In Geretsried, unweit des Starnberger Sees, wird mit dem Eavor-Loop™ ein Geothermie-Kraftwerk errichtet, das mittelfristig die ganze Region mit Fernwärme versorgen soll. Der Eavor-Loop™ ist ein in sich geschlossenes System, das wie ein gigantischer unterirdischer Wärmetauscher funktioniert.  Zwei vertikale Bohrlöcher werden in einer Tiefe von 4.500 bis 5.000 Metern mit 24 parallelen horizontalen Bohrlöchern verbunden und bilden so einen Kreislauf von 12 sogenannten „Loops“. In diesem Kreislauf zirkuliert eine Flüssigkeit, die in der Erde erwärmt wird. Die erwärmte Flüssigkeit steigt aufgrund ihrer physikalischen Eigenschaften durch eine der vertikalen Röhre an die Erdoberfläche. Mit Hilfe einer Kraftwerksanlage kann die Wärme direkt in das Fernwärmenetz eingespeist oder in Elektrizität umgewandelt werden. Die Flüssigkeit, der die Wärme entzogen wurde, sinkt durch die zweite Röhre wieder in das Kreislaufsystem.  

Da der Kreislauf in sich geschlossen ist, braucht der Eavor-Loop™ kein Thermalwasser – und kann deshalb überall dort eingesetzt werden, wo Energie benötigt wird. Darüber hinaus bietet das Verfahren weitere Vorteile. In der herkömmlichen Geothermie wird das erwärmte Wasser mit Hilfe von Pumpen an die Erdoberfläche geholt und später wieder zurück in das Gestein geleitet. Beim Eavor-Loop™ strömt die erwärmte Flüssigkeit allein durch den Temperaturunterschied nach oben, was keinen weiteren Energieeinsatz erfordert und die Betriebskosten senkt. Da in dem geschlossenen System keine Flüssigkeiten aus Erdschichten entnommen und wieder zurückgepumpt werden, geht das Risiko seismischer Bewegungen gegen Null.

Die Technologie wurde seit 2019 in Kanada und den USA erfolgreich getestet; das Projekt in Geretsried ist der erste kommerzielle Einsatz. Finanziert wird das Projekt von einem Konsortium aus verschiedenen Banken. Dabei spielt die ING eine Schlüsselrolle. Sie verfolgt seit 2019 mit ihrem Terra-Ansatz das Ziel, die CO2-Emissionen des eigenen Kreditbuchs bis 2050 auf Null zu reduzieren. Im Bereich „Renewables & Power“ sollen die Emissionen als Zwischenziel bis 2023 um 53 Prozent reduziert werden. Entsprechend werden Finanzierungen von fossilen zu nachhaltigen Energieträgern umgeleitet. Projekte zur Gewinnung erneuerbarer Energien stellen mittlerweile den Großteil des Portfolios. [7]

Bei der Eavor Erdwärme Geretsried GmbH ist die ING als Senior Lender einer der Kreditgeber, führt als Mandated Lead Arranger das Konsortium an und verwaltet als Security Agent die gestellten Sicherheiten des Kreditnehmers.  Gleichzeitig überwacht die ING als Sole Sustainability Coordinator die Einhaltung der im Zuge der Finanzierung vereinbarten Nachhaltigkeitsziele.

Verglichen mit der Finanzierung von Wind- oder Solarenergie spielt Geothermie im Kreditbuch der ING derzeit zwar eher noch eine geringe Rolle. Aber der Blick geht nach vorn: Beweist das Pilotprojekt an der Isar seine Funktionsfähigkeit, lässt es sich nach Überzeugung der ING aufgrund der Unabhängigkeit von spezifischen Standorten und der verminderten Risiken auch leicht skalieren. Damit wäre ein weiterer Schritt getan in Richtung einer erneuerbaren und CO2-freien Energieversorgung.

Die Gesellschaft ist auf dem Weg zu einer CO2 neutralen Wirtschaft. Das gilt auch für unsere Firmenkunden und für die ING. Wir finanzieren jede Menge nachhaltiger Aktivitäten aber die nicht nachhaltigen überwiegen noch. Unseren Fortschritt sehen Sie auf ing.com/climate.

[1] www.deutschlandfunk.de, Entwicklungspotenzial der Geothermie in Deutschland,02.02.2022, abgerufen 14.05.2024

[2] www.geothermie.de, Einstieg in die Geothermie, abgerufen am 15.05.2024

[3] www.geothermie.de , FAQ Oberflächennahe Geothermie, abgerufen am 15.05.2024

[4] https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/erneuerbare-energien/geothermie

[5] https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/erneuerbare-energien/geothermie#oberflachennahe-geothermie

[6] https://www.deutschlandfunk.de/geothermie-in-deutschland-roadmap-zeigt-entwicklungspotenzial-100.html

[7] ING Climate Report 2023, S. 4