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Neue EU-Omnibus-Verordnung – Vereinfachung von ESG-Berichtspflichten bedeutet nicht Deregulierung

23. April 2025

Lesezeit: 4 Min

Der Klimawandel ist gekommen, um zu bleiben. Immer deutlicher zeigen sich die Auswirkungen der globalen Erwärmung, sei es Rekordhitze im Juli, Schnee und Eisbäche in den Straßen im August oder viel zu warme Winter. Mit dem Klimawandel steigen auch die Risiken für Unternehmen. Um ihre Auswirkungen auf die Geschäftsmodelle sichtbarer zu machen und die Transformation der Wirtschaft voranzutreiben, hat die EU 2020 den European Green Deal eingeführt, der verschiedene regulatorische Einzelinitiativen umfasst und die Wirtschaft der EU auf den Weg zur Klimaneutralität bringen soll. Teil des Green Deal sind unter anderem die Richtlinie über die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (CSRD), die EU-Taxonomie-Verordnung sowie die Richtlinie über die unternehmerischen Sorgfaltspflichten für nachhaltige Lieferketten (CSDDD).

Mit dem neuen Vorschlag der Opens in a new tabEU-Kommission für eine Omnibus-Verordnung zu ESG-Berichtspflichten sollen diese drei regulatorischen Leuchttürme überarbeitet und konsolidiert werden. Ziel der Omnibus-Verordnung ist die Harmonisierung und Vereinfachung der bestehenden regulatorischen Vorgaben zur Nachhaltigkeitsberichterstattung sowie die Reduzierung des Verwaltungsaufwands für betroffene Unternehmen. So werden etwa bei der CSRD die Berichtspflichten auf große Unternehmen beschränkt, während kleine- bis mittelgroße Unternehmen von der verpflichtenden Anwendung der CSRD ausgenommen werden. Konkret bedeutet dies, dass nur noch Unternehmen unter die CSRD fallen, die entweder mindestens 1.000 Mitarbeitende beschäftigen und über 50 Mio. Euro Jahresumsatz oder über eine Bilanzsumme von mindestens 25 Mio. Euro verfügen. Die Berichtspflicht für Unternehmen der zweiten und dritten Welle soll hingegen auf 2028 verschoben werden. Mit Blick auf die CSDDD sieht der Entwurf eine Reduzierung der Komplexität vor, etwa durch die Verringerung der Anzahl der zu berichtenden Datenpunkte oder die Konzentration der systematischen Sorgfaltspflichten auf direkte Geschäftspartner.

Planungssicherheit erst ab Ende des Jahres

Was bedeutet dies für Treasurer und CFOs? Vorerst steigt für viele Unternehmen die Unsicherheit – mit dem Vorschlag des neuen Omnibus-Pakets durch die EU-Kommission steht der regulatorische Prozess erst am Anfang. Im weiteren Verfahren muss der Vorschlag mit EU-Parlament und EU-Rat abgestimmt werden und im Nachgang einer finalen Einigung beschlossen und veröffentlicht werden, bevor die neuen Richtlinien in nationales Recht umgesetzt werden. Noch ist daher nicht klar, wie umfangreich die neuen Berichtspflichten ausfallen und wann sie in Kraft treten werden. Planungssicherheit wird es voraussichtlich nicht vor dem vierten Quartal 2025 geben.  

Unternehmen, die mit den Änderungen vorerst noch nicht berichtspflichtig wären, sollten die Zeit jedoch nutzen – denn aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Auch wenn der öffentliche Fokus sich derzeit zu verschieben scheint, verschwinden der Klimawandel und seine Folgen nicht. Und auch die regulatorischen Anforderungen werden dies über kurz oder lang berücksichtigen müssen – und unter Umständen in der Zukunft mit umso größerer Wucht zurückkehren.

Nachhaltigkeitsberichterstattung bietet Unternehmen Vorteile

Abseits der regulatorischen Verpflichtungen bieten Nachhaltigkeitsreportings echte, substanzielle Vorteile, denn mit ihnen lassen sich die Risikodimensionen eines Unternehmens umfassend analysieren. Und die durch den Klimawandel verursachten Risiken nehmen immer mehr zu, seien es physische Risiken, weil die einzige Fabrik in einem Hochwassergebiet liegt oder Transitionsrisiken, weil etwa Geschäftsmodelle die auf veralteten Technologien basieren, künftig nicht mehr relevant sein könnten. Mit Nachhaltigkeitsreportings können Treasurer und CFOs ESG-Risiken stärker ins Risikomanagement einbeziehen. Neben der Identifikation von Risiken helfen sie dabei, die Transformation im Unternehmen gezielt voranzutreiben und so seine Widerstandsfähigkeit zu verbessern.

Dies ist auch in der Beziehung zu Banken oder anderen Finanzierern hilfreich. Unternehmen, die proaktiv Nachhaltigkeitsreportings bereitstellen und diese in ihren Geschäftsstrategien berücksichtigen, haben die Chance neben ihrer Kreditwürdigkeit auch ihre Reputation und Glaubwürdigkeit bei Investoren und Stakeholdern zu verbessern.  Unternehmen die umfassende und transparente Nachhaltigkeitsberichte vorlegen, profitieren i. d. R. von günstigen Finanzierungsbedingungen Auch Banken sind regulatorisch dazu angehalten, die ESG-Risiken ihrer Kreditportfolios zu kennen. Für sie stellen ESG-Kriterien, neben traditionellen Bonitäts- und Rentabilitätskennzahlen, langfristige Risiko- und Qualitätsparameter dar, die nötig sind, um Risiken zu bewerten und zu begrenzen.

Banken als strategische Partner

Darüber hinaus können Banken Sparringspartner bei der nachhaltigen Ausrichtung des Geschäftsmodells von Unternehmen sein. Mit datenbasierten Analysen sind sie in der Lage, objektive Einschätzungen zu den Transformationsanstrengungen der Unternehmen zu liefern und können praktische Unterstützung bieten. Dazu benötigen sie jedoch eine verlässliche Datenbasis.

Unternehmen sollten die kommenden Jahre daher nutzen, um sich auf die nächste regulatorische Welle vorzubereiten. Insbesondere für Firmen, die minimal unterhalb der Schwellenwerte liegen, ist es daher unerlässlich, frühzeitig entsprechende Prozesse zu implementieren und das Know-how aufzubauen. Doch auch für kleine und mittlere Unternehmen und alle anderen gilt der Appell, die Möglichkeit der freiwilligen Berichterstattung zu nutzen, um sich für alle Eventualitäten zu wappnen – auch für eine etwaige Verschärfung der Berichtspflichten in der Zukunft.

 

Die Gesellschaft ist auf dem Weg zu einer CO2 neutralen Wirtschaft. Das gilt auch für unsere Firmenkunden und für uns als Kreditinstitut. Wir finanzieren bereits viele nachhaltige Aktivitäten, wobei der Anteil an nicht nachhaltigen noch überwiegt. Unseren bisherigen Fortschritt sehen Sie auf Opens in a new tabing.com/climate.

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