Sustainable Aviation Fuels (SAF), oder auch nachhaltige Luftfahrtreibstoffe, gelten mittelfristig als wichtiger Hebel bei der Reduzierung von Luftfahrtemissionen. Trotz ehrgeiziger Ziele für 2030 sind die Beimischungsquoten nach wie vor niedrig. Europäische Fluggesellschaften sind bei der Verwendung von SAFs weltweit führend, müssen jedoch noch schneller vorankommen, um die ehrgeizigen Ziele der EU zu erreichen.
Die Luftfahrtindustrie stand in den letzten Jahren vor außergewöhnlichen Herausforderungen, hat sich aber dank einer anhaltend hohen Nachfrage nach Flugreisen wieder von der Pandemie erholt. Eine große Schwierigkeit dabei: Die Luftfahrt zählt zu den Sektoren, bei denen Treibhausgasemissionen am schwersten zu reduzieren sind.
Neben Flottenerneuerungsprogrammen, die aufgrund der langen Lebenszyklen von Flugzeugen jedoch lang dauern, spielen nachhaltige Treibstoffe eine entscheidende Rolle. Bei der Verwendung von SAF werden zwar immer noch Treibhausgase emittiert, durch die Beimischung von Bio-Kraftstoffen kann jedoch auch CO2 eingespart werden. Als mögliche Ausgangsstoffe fungieren dabei beispielsweise erneuerbare Biomasse oder Altfette.
Je nach Zusammensetzung haben SAF ein unterschiedlich großes Einsparungspotenzial bei Emissionen. Alle SAF-Typen werden voraussichtlich teurer bleiben als herkömmlicher Düsentreibstoff, der in der Regel 20–35 % der Gesamtkosten von Fluggesellschaften ausmacht, was im margenschwachen Luftfahrtsektor durchaus von Bedeutung ist.
Nachhaltiger Luftfahrtreibstoff: Realität noch weit von der Zielsetzung entfernt
Die internationale Zivilluftfahrtorganisation ICAO strebt durch die Beimischung von SAF eine Reduzierung der Emissionen um 5 % bis 2030 an. Auf Seiten der Fluggesellschaften strebt die International Air Transport Association (IATA) eine Beimischung von 6 % an, während Kollektive wie „Clean Skies for Tomorrow“ und „One World Group“ (zu denen Fluggesellschaften wie American, Qantas und Cathay Pacific gehören) bis 2030 10% als Ziel anvisieren. Europas größte Fluggesellschaft gemessen an den Passagierzahlen, Ryanair, hat sich zu 12,5 % verpflichtet. Die erwartete Beimischungsquote von nur 0,5 % im Jahr 2024 macht deutlich, dass in den nächsten sechs Jahren noch viel zu tun ist.
Regierungen weltweit haben Beimischungsquoten eingeführt, die von 1 % bis 2025 (Malaysia) bis zu 10 % bis 2030 (Vereinigtes Königreich) reichen, um die Akzeptanz von SAFs zu fördern. In Deutschland können Defizite sogar zu Geldstrafen führen. Diese vereinzelten Bemühungen und Ziele reichen allein allerdings nicht aus. Da die Preise für SAF aktuell nicht mit denen für herkömmlichen Flugkraftstoff mithalten können, ist mehr politische Unterstützung erforderlich, um SAFs in der Nutzung attraktiver zu machen. Gemessen an der aktuellen Politik erwartet die Internationale Energieagentur IEA, dass Bio-Flugkraftstoff bis 2030 nur 2 % des weltweiten Flugkraftstoffverbrauchs ausmachen wird.
Die europäische Produktion von nachhaltigem Kraftstoff wird in den kommenden Jahren voraussichtlich zunehmen, angetrieben durch Abnahmevereinbarungen, die von europäischen Fluggesellschaften zugesichert wurden. Es gibt mehrere Vereinbarungen zur Lieferung von SAF, darunter Verträge zwischen Air France-KLM und Neste (bis 2030) und Total Energies (bis 2035). DHL und Lufthansa haben ebenfalls Abnahmevereinbarungen bekannt gegeben.
Um ihre Beimischungsvorgaben zu erfüllen, werden europäische Länder weiterhin auf den Import verschiedener Rohstoffe und SAFs angewiesen sein. In der Vergangenheit hat die EU-Rohstoffe aus dem Osten bezogen, aber einige Unternehmen haben auch damit begonnen, Lieferketten auf der Grundlage landwirtschaftlicher Erzeugnisse aus Afrika aufzubauen.
Das Beispiel zeigt, dass in den kommenden Jahren noch viel zu tun sein wird, um die Luftfahrt etwas nachhaltiger zu gestalten. Hierbei sind Unternehmen, Politik und Banken gleichermaßen gefragt, um schnelle und zukunftsfähige Lösungen umzusetzen.
Die Gesellschaft ist auf dem Weg zu einer CO2- neutralen Wirtschaft. Das gilt auch für unsere Firmenkunden und für die ING. Wir finanzieren jede Menge nachhaltiger Aktivitäten - aber die nicht nachhaltigen überwiegen noch. Unseren Fortschritt sehen Sie auf ing.com/climate.
Dieser Artikel beruht auf diesen beiden Beiträgen von THINK ING:
Sustainable Aviation Fuels are the greener option that must take flight | articles | ING Think
Europe leads the way on SAF, but airlines are struggling to hit targets | articles | ING Think