Wasserstoff wird als Alternative zu fossilen Energieträgern immer wichtiger. Auch für die Unternehmen bedeutet das Veränderungen. Sie müssen viel Geld in die Hand nehmen – Banken können dabei helfen.
Wasserstoff gewinnt enorm an Bedeutung: Der Treibstoff nimmt eine wichtige Rolle auf dem Weg zu einer nachhaltigen und CO2-armen Welt ein. Das zeigt auch Wirkung bei der Politik: Die EU unterstützt und fördert weltweit die Entwicklung des grünen Wasserstoffs. Das hilft auch Unternehmen und ihrer Finanzierungen.
Die EU hat ihr 750 Milliarden Euro schweres Konjunkturpaket auf die Dekarbonisierung ausgerichtet, um ihre Net-Zero-Verpflichtungen zu erfüllen und Unternehmen bei der Umstellung auf nachhaltigeres Wirtschaften zu unterstützen. Die Entwicklung von grünem Wasserstoff weltweit ist ein Schlüsselelement, um die ambitionierten Ziele zu erreichen.
Dazu wurde ein neues EU-Gremium, die European Clean Hydrogen Alliance, gegründet. Zudem gibt es das Paket „Fit for 55“, das mehrere Leitlinien enthält, damit die EU ihre Klimaziele erreichen kann. Darin sind unter anderem Vorschläge zu einer Erneuerbare-Energien-Richtlinie oder Energiebesteuerungsrichtlinie enthalten. Diese Vorschläge folgen dem im Juni 2021 angenommenen Taxonomie-Rechtsakt. Dieser bestimmt Investitionen in nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten, einschließlich erneuerbarer und kohlenstoffarmen Wasserstoffe. Auch die Leitlinie „Red Act“ und das Dekarbonisierungspaket für Gas und Wasserstoff sollen zu dem Erreichen der Klimaziele beitragen. All diese Instrumente sollen dazu führen, dass ein Rechtsrahmen geschaffen wird, der die Einführung von sauberem Wasserstoff in Europa unterstützt.
Coronakrise beschleunigt das Thema
Nur folgerichtig ist, dass schon viele EU-Länder bereits eine eigene Wasserstoffstrategie erarbeitet haben. Auch Deutschland zählt dazu. Das Ziel der Bundesregierung ist es dabei, der international führende Anbieter von sogenannten H2-Technologien zu werden. Bis 2030 sollen Elektrolyseure mit einer Kapazität von 5 Gigawatt installiert werden, die jährlich rund 14 TWh grünen Wasserstoff produzieren und damit etwa 15 Prozent des bis dahin verbrauchten Wasserstoffs bereitstellen. Dafür erhält das Land vom Bundeswirtschaftsministerium und dem Bundesverkehrsministerium eine staatliche Förderung von 8 Milliarden Euro.
Seit der Corona-Pandemie ist das Thema Wasserstoff für Deutschland nochmal drängender geworden. „Die Pandemie hat das Bewusstsein für einen Aufschwung durch eine grüne Industrialisierung gestärkt. Das betrifft auch den Wasserstoff“, sagt Gido van Graas, Manager Energy Sector Coverage bei der ING. Ein Beispiel dafür ist Deutschlands Wasserstoffstoffstrategie: „Im Juni 2020 hat Deutschland im Rahmen seines Covid-Konjunkturpakets 9 Milliarden Euro für die Entwicklung von grünem Wasserstoff bereitgestellt, um seine Abhängigkeit von Kohle zu verringern“, sagt Gido van Graas.
Wasserstoff: Rolle der Banken
Die zunehmende Relevanz der Themen Klimaschutz und Wasserstoff führt auch zu Veränderungen bei den Banken. Denn hier bewegen sich Billioneninvestitionen. Die ING hat dazu eine Strategie entwickelt. „Wir haben mit verschiedenen Experten gesprochen und uns für drei Technologien entschieden, die bei der Umsetzung zur Energiewende relevant sind“, erklärt Gido van Graas. Diese sind: Wasserstoff, Batteriespeicher und Kohlenstoffbindung und -speicherung.
Für Banken wird es wichtig sein, bei der Finanzierung für Firmenkunden sowohl den Aspekt der öffentlichen Förderung als auch andere Finanzmittel zu berücksichtigen. Denn bisher sind die „erforderlichen Investitionen so groß, dass die Beteiligung des Privatsektors unabdingbar sein wird“, schätzt Gido van Graas. So beobachtet die ING, dass das Interesse an Bankfinanzierung bereits jetzt schon wächst.