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Wholesale Banking

Anfang November hat die EU-Kommission die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit der Ukraine empfohlen. Damit rücken auch das politische System und die wirtschaftliche Verfassung des Landes in den Fokus. Und die erweist sich als überraschend stabil, was nicht zuletzt auf die Arbeit der Nationalbank der Ukraine zurückzuführen ist.

 

Mit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine im Februar 2022 hatte die Nationalbank der Ukraine (NBU) Zahlungsverkehrsbeschränkungen eingeführt, einige davon aber mittlerweile wieder aufgehoben. Fremdwährungstransaktionen unterlagen zunächst einigen Restriktionen: Zwar war die Bezahlung von kritischen Importgütern in Fremdwährung weiterhin erlaubt, fällige Auslandskredite konnten jedoch nicht mehr bedient beziehungsweise zurückgezahlt werden, und auch Dividendenzahlungen ins Ausland waren untersagt. Die schnelle Implementierung der Kapitalverkehrskontrollen trug letztendlich dazu bei, das Vertrauen der Marktteilnehmer in das ukrainische Finanzsystem trotz des anhaltenden Krieges aufrechtzuerhalten und es zu stabilisieren. Der Erfolg gibt der NBU recht: Die Inflationsrate in der Ukraine ist seit Jahresanfang 2023 von 26 Prozent auf 5,3 Prozent per Ende Oktober gesunken – den niedrigsten Stand seit Dezember 2020. Die Zinsen konnten von 25 Prozent im Juni 2022 auf 16 Prozent im Oktober 2023 gesenkt werden. Gleichzeitig verzeichnen die Banken wieder Zuwächse bei den Einlagen.

Auch die Banken haben wesentlich dazu beigetragen, das Zahlungsverkehrssystem zu stützen. Viele von ihnen, wie auch die ING, haben Teile der operativen Einheiten in die westlichen Landesteile verlegt und massiv in Back-up-Infrastruktur investiert. So konnten sie trotz wiederkehrender Stromausfälle ihren Betrieb weitestgehend aufrechterhalten. Angesichts der sich abzeichnenden Stabilisierung der Rahmendaten hat die NBU im Sommer 2023 damit begonnen, einige der Restriktionen wieder aufzuheben, etwa bei der Rückzahlung von Intercompany-Krediten, und seit Oktober 2023 gilt ein „kontrollierter“ flexibler Wechselkurs.

Investitionen in Digitalisierung zahlen sich aus

Zudem hat die NBU ein Projekt zur Anpassung der ukrainischen Zahlungsverkehrsinfrastruktur an die Systeme der EU gestartet.

Schon seit 1991 verfügt die Ukraine mit SEP (System of Electronic Payments) über ein elektronisches Zahlungsverkehrssystem, über das heute 98 Prozent der landesweiten Interbankenzahlungen in der ukrainischen Landeswährung Hrywnja (UAH) abgewickelt werden. SEP ist ein Echtzeit-Bruttoabwicklungssystem, die Begünstigten erhalten die Zahlung in der Regel innerhalb einer Stunde. Das im April 2023 implementierte SEP 4 (basierend auf dem internationalen Standard ISO20022) bietet zudem eine Abwicklung von Transaktionen rund um die Uhr.

Um SEP an die Zahlungsverkehrssysteme der EU anzubinden, hat die NBU in ihrer Roadmap unter anderem definiert, dass bis 2025 technologische Weiterentwicklungen wie Instant Payments in der Ukraine zum Standard gehören sollen. Im Vordergrund steht aber zunächst die Vereinfachung von Cross-Border-Payments. Im Zuge der Zahlungsverkehrsbeschränkungen zu Beginn des Krieges haben sich grenzüberschreitende Transaktionen rückläufig entwickelt, mit den im Sommer begonnenen Liberalisierungen ziehen sie nun wieder an.

Darin zeigt sich auch eine veränderte Wahrnehmung der Ukraine als Wirtschaftsstandort. Für dieses Jahr wird ein BIP-Wachstum von 4 bis 5 Prozent erwartet, wodurch die lokale Wirtschaft das Niveau aus der Zeit vor Corona erreicht. Die Geschäftsaktivitäten ziehen wieder an, nicht zuletzt, weil die Menschen sich nach Normalität sehnen und konsumieren. Vor allem internationale Unternehmen, die vor Ort tätig sind, investieren wieder verstärkt: Jedes Zweite hat konkrete Pläne für die Zeit des Wiederaufbaus, und Banken sind bereit, sie zu unterstützen und zu begleiten. Hohe Erwartungen sind dabei an den möglichen EU-Beitritt geknüpft.

 

Autorinnen

Viktoriia Savchuk ist Senior Transaction Services Sales Expert bei der ING in der Ukraine.

Julia Riedel ist Vice President Cash Management Consultant bei der ING Deutschland.