Cookie settings

Cookies are small text files stored on your device to identify you and can be used to remember user preferences and analyse traffic to further improve our website. We may share information about your use of our site with our social media, advertising and analytics partners. By clicking "Accept all cookies", you agree to the use of all cookies as described in our cookie statement or "Accept only essential cookies" to only use cookies that are necessary for the functioning of our site.

Read our cookie statement here.

You can choose to adjust your preferences at any time.

Wholesale Banking

Wasserstoff gilt als vielfältig einsetzbarer Energieträger und soll eine Schlüsselrolle bei der Energiewende einnehmen. Auf der UN-Klimakonferenz in Dubai 2023 wurde der weitere Ausstieg aus fossilen Energieträgern beschlossen. Allerdings reichen Erneuerbare Energien vor allem für energieintensive Industrien oft noch nicht aus. Zudem können sie fossile Energien als Rohstoffe für Produkte wie Plastik oder Stahl nicht ersetzen. Wasserstoff gilt deshalb seit einigen Jahren als Hoffnungsträger, denn er kann sowohl genug Energie für hohe Produktionstemperaturen liefern als auch in Verbindung mit Kohlenwasserstoffen als Basis für die Produktion von Plastik und Stahl dienen. Nach einem eher enttäuschenden Jahr 2023 stellt sich nun die Frage, wie sich 2024 der Markt für Wasserstoff entwickeln wird.

2023 – ein enttäuschendes Jahr für Wasserstoff

Die Preise für Wasserstoff – insbesondere grünen – sind 2023 nicht signifikant gesunken. Dies liegt vor allem daran, dass Investitionen in angekündigte Pilotprojekte nicht oder nur verzögert getätigt wurden und die anhaltend hohen Energiepreise in Europa die Produktion und den Transport von Wasserstoff zusätzlich verteuert haben.

Vor allem klimafreundlich hergestellter Wasserstoff aus Erneuerbaren Energien ist in Europa noch nicht wettbewerbsfähig – im Vergleich zu CO2-neutralem blauen oder grauen Wasserstoff, bei dem Erdgas eingesetzt wird. Selbst mit Subventionen von drei Euro pro Kilo wäre grüner Wasserstoff immer noch teurer. Ökonomen erwarten allerdings, dass die Preise über alle Wasserstoffsorten hinweg sinken werden, sobald sich ein globaler Wasserstoffmarkt gebildet hat, auf dem die Verbraucher von kostengünstigen Produktionsregionen profitieren. Aktuell ist der Markt noch stark lokal beschränkt und die Bildung einer globalen Import- und Exportinfrastruktur wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Deshalb ist es wichtig, dass auch die politischen Rahmenbedingungen für eine globale Wasserstoffwirtschaft zeitnah festgelegt werden.

Ausblick 2024

Die Produktion und der Aufbau einer globalen Wasserstoffinfrastruktur ist das eine. Auf der anderen Seite stellt sich die Frage, ob der Wasserstoff, unabhängig davon wie er produziert wurde, nachgefragt und genutzt wird. Schaut man auf die Subventionen ergibt sich ein klares Bild. Aktuell profitiert vor allem die Angebotsseite stark von Subventionen, während es kaum finanzielle Unterstützung für die Nachfrageseite gibt. Diese bräuchte sie aber, um Investitionen in die Umstellung von Öl und Gas-basierter Produktion auf Wasserstoff zu tätigen. ING-Ökonomen haben berechnet, dass alleine die Umstellung von Gas oder Öl auf grünen Wasserstoff die Kosten der Kunststoffproduktion in Europa um bis zu 50 Prozent erhöhen könnte. Stahl aus grünem Wasserstoff könnte im Vergleich zu Stahl auf Kohlebasis doppelt so teuer werden und in der Schiff- oder der Luftfahrt könnten saubere Kraftstoffe auf Wasserstoffbasis bis zu zehnmal teurer sein als herkömmliche Kraftstoffe auf fossiler Basis.

Fehlende Anreize auf der Nachfrageseite könnten auch ein Problem für die Anbieter werden, sobald diese Probleme haben, Abnahmeverträge abzuschließen. Projekte für die Produktion von Wasserstoff würden damit mit zusätzlichen Risiken belastet und Investitionsentscheidungen letztendlich vertagt. Dies würde den Ausbau der Wasserstoffwirtschaft verlangsamen, das Angebot verknappen und die Preise auf einem hohen Niveau halten.  

Es gibt allerdings erste Bemühungen, diesem Trend entgegenzusteuern. In den USA haben die Staaten Colorado und Illinois eine Subvention von etwa einem Dollar pro Kilo für Nutzer von sauberem Wasserstoff eingeführt, die insbesondere darauf abzielt, die Nachfrage nach Wasserstoff in der Industrie anzukurbeln.

Die Europäische Union versucht mit Programmen wie "Fit for 55" und dem EU-Emissionshandelssystem die Nachfrage nach sauberem Wasserstoff in den kommenden Jahren zu steigern. Nutzer von grauem Wasserstoff müssen künftig 42 Prozent ihrer Wasserstoffmenge durch grünen Wasserstoff ersetzen. Im Rahmen der ReFuelEU-Initiative für den Luftverkehr müssen bis 2030 1,2 Prozent der an Flugzeuge auf EU-Flughäfen gelieferten Treibstoffe auf Wasserstoff basieren. Und die Initiative FuelEU Maritime verlangt von den Schifffahrtsunternehmen, ihre Emissionen bis 2025 um 2 Prozent zu senken und bis 2026 einen Kohlenstoffpreis im Rahmen des EU-Emissionshandelssystems zu zahlen, was die Nachfrage nach wasserstoffbasierten Kraftstoffen wie Ammoniak und Methanol bereits erhöht.

Insgesamt wird für 2024 mehr Aktivität auf dem Wasserstoffmarkt erwartet. Die genaue Anzahl der Projekte oder der zusätzlichen Kapazitäten ist dabei weniger entscheidend. Es wird vielmehr darum gehen, die Grundlagen für künftiges Wachstum zu schaffen, Angebot und Nachfrage auszubalancieren und erste Erfolgsgeschichten zu realisieren, die weiteres Vertrauen in den Markt schaffen.

Den gesamten Ausblick für 2024 lesen Sie auf unserem Economics-Blog: https://think.ing.com/articles/hold-back-to-reality-paving-the-way-for-future-growth-in-hydrogen/